Wer jetzt an die die liebe Lümmeltüte denkt, die uns in allen Geschmacksrichtungen vor Viren, Pilzen und anderen Überraschungen schützen soll, hat weit gefehlt. Es ist Mode geworden, in Bäckereien, Metzgereien, an der Wursttheke begegnen wir Ihnen, den Gummiüberziehern. Getragen von den Verkäufern wiegen sie uns in Sicherheit.
Fäkalkeime, Grippeviren und anderes Gewürm wartet darauf von der Hand des unreinen Verkäufers auf meine Wurst zu springen. Um mir alsbald die übelsten Krankheiten anzudichten. Doch die Geheimwaffe der Verkäufer heißt Gummihandschuh. Als Keim hemmende Blockade liegt er zwischen Ihren schwitzenden Händen und meiner Wurst. Das beruhigt mich. Der Verkäufer muss nach der Toilette sein Hände nicht mehr waschen er hat ja einen Gummihandschuh, der „mich“ schützt.
Hungrig und im Supermarkt meines Vertrauens stehe ich an der Wurstheke – kein Verkäufer in Sicht. Mein Blickt schweift durch den Verkaufsraum, als mir ein Mädchen – ca. 20 Lenze, Dosen aufstapelnd ins Auge springt. Gummihandschuhe deuten darauf hin, die richtige Person erspäht zu haben. Ich schaue Ihr zu während Sie durch Gummi geschützt, staubige Essenskontainer schlichtet.
Nach ca. 1 Minute entdeckt Sie mich vor Ihrem Tresen und eilt hinter die Theke mit den Worten was es denn sein darf. Ich zeigte auf ein Stück Zwiebelmetwurst, was meinen Mittag versüßen sollte. Den Träger vor meiner Wurst schützend, bewegte sich ein, den Dreck nicht anzusehender Gummihandschuh, in Richtung meiner Wurst. 10 Zentimeter vor der Berührung schreckte er zurück und seine Trägerin schaute mich mit aufgerissenen Augen an. Vermutlich hatte Sie mein entgegen geschmetterter „Halt“-Ausruf aufschrecken lassen. Ihr Kälbchen-Blick verriet mir Ihre Ratlosigkeit.
„Eben haben Sie noch mit Ihren Gummihandschuhen die Dosen aufgestapelt und greifen jetzt mit Ihren gebrauchten Überziehern nach meinem Würstchen, das kann ich nicht zulassen“ – klärte ich Sie auf. „Ich wäre Ihnen sehr dankbar wenn Sie für mich neue Überzieher benutzen würden“. Es war schön anzusehen wie Ihr Gesicht an Farbe gewann, während Sie mit einem frischen Verhüterli meine Wurst ergriff und mir recht verkniffen einpackte.
Zum Toiletten putzen eingesetzt, erfreue ich mich immer wieder an diesen Dingern. Wäre da nicht der Schweiß, der sich in kürzester Zeit im Handschuh sammelt. Den Handschuh zu wechseln scheitert an aufgeweichten Griffeln, die wie Sekundenkleber an der zweiten Haut haften. Ein überstreifen wird zur Geduldsprobe.
In mir reift der Verdacht, dass ein einmal angelegter Handschuh für alles verwendet wird, was zu schützen ist – mal die Wurst mal die Finger oder auch andersherum. Irgendwie praktisch, kein Händewaschen, keine schmutzigen Finger, kein Handschuh Wechsel …
Es funktioniert – Erfolgsmeldung: Mehrere freundliche Hinweise und zwei kurze Telefonate mit dem Chef haben aus unbedarften, alles begrabschenden Virenschleudern, stilvolles Verkaufspersonal hervor gezaubert, bei dem man mit Freude einkauft. Gratulation zu dieser Wandlung!
Nachahmung wird empfohlen!