Archiv für den Tag: 29. Juni 2010

Supermarkt der Pein(lichkeit)

Als Mittvierziger schon ein wenig in die Tage gekommen, vervollständigt sich Tag für Tag ein wenig die Liste meiner Mängel.

Im Discounter der Pein fülle ich mir allmorgendlich meinen Einkaufswagen. Freundliche Sadisten preisen mir die neuesten Angebote, die ich nur allzu gerne entgegen nehme.

„Wie wäre es mit einem ziehen in den Lendenwirbeln die gelegentlich ins Bein ausstrahlen. Das wird auch gerne mit Phantomschmerzen in inneren Organen wie der Niere genommen.“ Bereitwillig nicke ich ab. „Hämorriden, Hämorriden – die schönen dicken die besonders gut die Rosette schmücken – heute besonders günstig“ – bei so einem Angebot kann ich einfach nicht nein sagen und schlage zu. Um die Symptome abzurunden wuchte ich noch eine kleine Harnwegsinfektion in den Warenkorb.

Eine hämisch grinsende Blondine beäugt meine Sammlung der Zipperlein und schwatzt mir noch schnell eine dicke Backe, die mein Äußeres abrundet. Gut gefüllt für den Tag verlasse ich die Kaufhalle um alsbald die gebührende Aufmerksamkeit für meine Errungenschaften zu ernten.

Tagelang bepackt mit meinen Einkäufen entscheide ich mich für eine ausgiebige Inspektion, investiere zahlreiche Scheinchen in Gutachten und Additive die mir mein Mechaniker im weißen Kittel gerne verordnet.

Oh Freude, ich sehe mich urplötzlich wieder inmitten meines Supermarktes und eine Dame in weißem Kittel packt mit Gummihandschuhen die ich vorher noch von hinten spürte, ein wenig Übelkeit und Schwindel in den Korb, während sie sich mit der anderen Hand noch schnell ein paar meiner Scheinchen einverleibt. Was ich über Gummihandschuhe denke wisst Ihr ja…

Wie diebisch freue ich mich, als ich beim Sex – an und für sich – feststellte, dass ich für die Ejakulation in die Blase nichts abgedrückt hatte. Da müssen die an der Kasse bei der Berechnung der Nebenwirkung gepennt haben, hahaha.

Ich erbaue mich zwischenzeitlich an der Feststellung, dass immer nur der größte Schmerz als störend empfunden wird. Der Rücken ist so entspannt wie lange nicht mehr als ich mich meiner dicken Backe zuwende. In mir reift der Gedanke die Finger in die Autotür einzuklemmen um einen von mir kontrollierten, alles übertünchenden Eindruck zu erzeugen.

Ignorieren! Als ich so über positive Emotionen nachdenke erfreute ich mich beiläufig an dem subjektivem Gefühl von zurückgehendem Zahnfleisch, einer weiteren kostenlose Dreingabe meines Machanikers – hab ich ein Glück.

Es festigt sich die Erkenntnis, eine gebrauchte Qual auf Lebenszeit erworben zu haben. Seither bin ich auf der Suche nach einer geeigneten Schublade in die ich sie stecken kann, dessen Wissen um die Existenz mich meine Altersvergesslichkeit sicher noch berauben wird.